Aotearoa – das Land der ‚Langen Weißen Wolke‘

Nach 24 Jahren ergibt es sich, die Inseln ein zweites Mal zu besuchen. Natürlich steht die touristische Neugierde ganz vorne, doch es gibt einen weiteren, für mich noch viel wichtigeren Grund hierher zu kommen. Ich freue mich auf ein Wiedersehen mit Brian und Joanne, zwei Motorradfreunde aus Neuseeland, die ich hier besuchen darf.

Zugleich wird Neuseeland der Ausgangspunkt für einen ganz besonderen Besuch sein, auf den ich aber erst im Laufe der Reise eingehen werde.

Zuerst etwas Hintergrund zur ersten Reise. Der November 2000 – also Frühling in Neuseeland – war, wenn ich mich recht erinnere, eher nass und sehr kühl. Erst auf der Südinsel bekamen wir Sonne und angenehme Temperaturen zu spüren.

Mat, Gog, Axel und ich waren mit dem Motorrad auf einer Package-Tour unterwegs, die ich von zu Hause per Internet organisierte. Die Company gibt es heute noch https://www.nzbike.com/, hat also nicht nur damals einen guten Job gemacht.

Titel meiner Reisebeschreibung

Es ging in 19 Tagen in einer Acht um die Nord- und Südinsel, von einer vorgebuchten Unterkunft zur nächsten. Hotels, B&Bs und Motels, alles war am Start und wir hatten beste Gelegenheit mit den ‚Locals‘ in Kontakt zu kommen. Bleibend in Erinnerung blieb die Nacht auf einem Schiff im Milford Sound mit Kanu-Fahrt zu den Pinguinen und Delphin-Begleitung am nächsten Morgen.

Unten ist unsere Route zu sehen und wie zu erkenn ist, haben wir nicht viele der Sehenswürdigkeiten ausgelassen.

Route unserer Reise in 2000

Für mich heißt es dieses Mal nicht die ‚touristische Vollständigkeit‘ aller Sehenswürdigkeiten abzuklappern. Vielmehr will ich ein paar Orte, die ich das letzte Mal nicht sehen konnte besuchen, vor allen aber freue ich mich auf meinen Besuch bei meinen neuseeländischen Motorradfreunden Brian und Joanne. Und nicht zuletzt werde ich noch einen Ausflug machen, über den ich erst später berichten werde.

Neuseeland 2025 – ein zweites Mal auf dieser schönen Insel. Das heiße erst mal sich auf 12 Stunden Zeitverschiebung einzustellen und dorthin zu gehen, wo das ohne Stress möglich ist. Das sollte in den Northlands, wo ich noch nicht war, möglich sein. An der Bay of Islands finde ich ein Refugium, das dafür nicht besser geeignet sein könnte. Es liegt etwa 18 km südlich von Russell, der ersten Hauptstadt von Neuseeland, ‚in the middle of nowhere‘. Etwa 50 m über dem Wikare Inlet gelegen, schaue ich auf das durch die Gezeiten kommende und gehende Wasser, höre das Singen der Vögel und Zirpen der Zikaden und beobachte die Möwen und Kormorane bei der Jagt.

Blick von meiner Terrasse über die Bucht

Mein Sleepout – so nennen die Locals eine kleine Schlafhütte – liegt an einer Sandstraße, über die es nach Russell aber auch noch Okiato zur Autofähre nach Opua geht.

Russel ist ein kleiner Seebadeort, der durch seine Historie zumindest so berühmt ist, dass hier immer wieder große Cruise-Schiffe vor Anker gehen und die Passagiere den Ort fluten.

Russell – alter Feigenbaum

Russell – The Strand

Doch das größere Interesse der Passagiere gilt sicher Paihia und Waitangi dem Platz, an dem die heutige Nation ihren Ursprung nahm.

Waitangi Treaty Ground

Dort fand 1840 die denkwürdige Unterzeichnung der ‚Treaty of Waitangu‘ zwischen den Engländern und den Häuptlingen der Maori aus der Gegend statt. Erst unterschrieben den Pakt nur wenige doch im Laufe der Zeit unterzeichneten mehr als 500 Maori von der Nordinsel die übersetzte Version. Die Südinsel spielte im 19. Jahrhundert noch keine Rolle im Verhältnis der Einwanderer mit den Maori. Trotzdem blieben Spannungen zwischen den Maori und den Weißen an der Tagesordnung, was dazu beitrug, sich in den 2000er Jahren mit der besseren Integration der Maori in das öffentliche Leben und die Politik zu befassen. Seit 2004 gibt es eine Maori Partei, ebenso wurde die Sprache der Maori neben der Gestensprache zu gleichwertigen Landessprachen neben Englisch erhoben. Besonders setzte sich die erste Frau als Prime Minister, Jacinda Ardern für einen Ausgleich ein. Aus meiner Sicht ein Beispiel, wie mit Minderheiten besser als üblich umgegangen werden kann.

Fahnenmast auf dem Treaty Ground

Auf dem Gelände von Waitangu findet jedes Jahr am 6. Februar eine Feier anlässlich der Unterzeichnung der ‚Treaty of Waitangu‘ statt. Nur ein paar Tage zu spät bin ich hier und sehe gerade noch die großen weißen Zelte, die für die verschiedenen Veranstaltungen aufgebaut waren.

Auf einer geführten Tour durch das Gelände hören wir die Sagen und Geschichten der Einwanderung der Maori in diese Inselwelt, stehen vor dem längsten Waka, wie die Maori ihre ‚Kriegsschiffe‘ nennen. Es ist aus drei Kauribäumen geschnitzt und wird heute nur zu besonderen Anlässen zu Wasser gelassen. Nach den Erzählungen des Guides passten bis zu 150 Besatzungsmitglieder in das 37,5 m lange Boot – 80 Ruderer, 70 Krieger, davon etliche, die Wasser aus dem Boot schöpfen mussten. Nach den Regeln der Maori eine reine Männersache, doch Königin Elizabeth II war 1953 die erste und bisher einzige Frau, die an Bord gehen durfte und damit über die Bay gerudert wurde.

‚Maxi Waka‘

Am Ende kommen wir oben auf dem Hügel vor dem Haus des ersten Advokaten Neuseelands – James Busby – an, jetzt heißt es das Treaty Haus. Die Führung endet jedoch nicht hier, sondern im Versammlungshaus der Maori, das nur einen Steinwurf entfernt steht. Außen schlicht ist es innen reich verziert.

Versammlungshaus

Beim Betreten werden wir gebeten die Schuhe auszuziehen, Sonnenbrillen, Hüte und Kappen abzunehmen und bevor es ins Haus geht findet eine ‚Begrüßung‘ unseres vorher bestimmten Chiefs statt. Drinnen sehen wir Tänze, hören Songs und bekommen Kampfszenen vorgeführt – die ganze folkloristische Schau, wie man sie Fremden überall auf der Welt vorgeführt wird, wenn indigene Menschen an touristischen Hotspots Besuch von Touristen bekommen. Dabei erleben Touristen die Essenz dessen, was uns die ‚Einheimischen‘, in diesem Fall die Maori als Erinnerung mit nach Hause geben wollen.

Vorstellung

Nicht anders, so denke ich, verhält es sich mit unseren Gebirglern, die in Lederhose und Dirndl mit Zither, Hackbrett und Gitarre Heimatabende für die Touristen produzieren oder mit den Indios in denperuanischen Anden, mit den Native Americans in Nordamerika oder den Zulus in Südafrika.

Nach dem Spektakel freue ich mich schon wieder auf mein Refugium, weit weg von den ausgetretenen touristischen Pfaden, ruhig über dem Ende einer Meeresbucht gelegen, wo ich auf meiner Terrasse sitzend dem Gehen und Kommen des Wassers zusehen kann – ein wahrlich friedliches Plätzchen mitten im Maori-Land, wie ich lernen durfte.

Weiter geht es mit neuen Geschichten und Bildern nicht nur aus dem Norden, lasst Euch überraschen.

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