Teil 2
9. bis 30. Mai
Loch Ness da war doch was…. ja genau, Nessie, das Seeungeheuer!
Doch auf die Jagd nach dem Phantom wollen wir uns nicht begeben, uns sind die fotografierbaren Realitäten näher – Urquhart Castle. Die Burgruine liegt direkt am Ufer des Loch Ness und gibt was her für ein paar schöne Fotos.
Die Burg wurde im 13. Jhdt. angelegt und Mitte des 17. Jhdt. wieder aufgelassen. Jetzt in staatlichen Besitz kommen jedes Jahr etwa eine halbe Million Besucher, von denen wir eben zwei sind. Doch fast alleine stapfen wir durch die alten Mauern und haben beste Bedingungen, um schöne Fotos mit nach Hause zu nehmen.
Schottland scheint mit altem Gemäuer, aber auch immer noch bewohnten, vornehmen Landsitzen gesegnet zu sein. Einer davon, Dunrobin Castle, liegt direkt am Meer und an unserem Weg, so dass wir nicht daran vorbei fahren können. Auf dem Parkplatz stehen aber so viele Autos und vor allem Busse, dass wir uns entscheiden, nur ein Foto von der Landseite zu schießen.
Als wir uns auf dem Absatz wieder umdrehen rangiert hinter uns ein ganz seltsames, feuerrotes Gefährt in eine Parklücke. Auf den ersten Blick sieht es aus, als ob ein Gespann mit Beiwagen vor einem stünde. Doch der Fahrer und seine Frau klären uns schnell auf: hier steht ein Side Bike Zeus vor uns. Es fährt auf drei Rädern und der Fahrer sitzt im Freien, doch dann sind die Gemeinsamkeiten mit einem Motorrad-Gespann schon zu Ende. In diesem Fahrzeug arbeitet ein 2 Liter Diesel Motor aus einem Peugeot 206, der seine Kraft auf beide Hinterräder abgibt. Das Gespann wird mit einem Fünfgang-Getriebe, einer Fußkupplung und einer Fußbremse gefahren – ein echter Alien für einen Motorradfahrer.
Von hier aus fahren wir nun weiter an den nordöstlichsten Punkt auf dem Festland – wenn man die Britische Insel als Festland bezeichnen mag. Von John O’Groats sind es nur noch 8 Meilen (13 km) auf die Orkneys und zu den Shetland Inseln 152 Meilen (243 km). Hier erwartet uns das für die Gegend typische Wetter – kalt, diesig und windig, aber kein Regen.
Nach ein paar Fotos ist es uns doch zu ungemütlich, so dass wir uns zu unserem heutigen Zielort nach Thurso aufmachen. Ein Hotel im Fischerei- und Fährhafen ist unsere Bleibe für die nächste Nacht.
Am Morgen läuft gerade bei strahlendem Sonnenschein die Fähre von den Orkneys ein, als wir den Ort verlassen. Das Wetter lädt uns förmlich zu einem Spaziergang am Meer ein. So lassen wir das Auto stehen und finden ein kleines Fischerhaus mit eigenem Hafen vor dem Haus. Nebenan beobachten uns die knuddeligen Hochlandrinder aus sicherer Entfernung.
Doch auch bei unserer Fahrt über Land auf Single-Lane-Roads begegnen uns neben ein paar Autos, nur ein paar Meter entfernt und ohne Fluchtreflex auch Einheimische mit Gehörn – der Jagddruck ist offensichtlich nicht sehr hoch.
Das geht sogar so weit, dass die Hirschen in den Garten unseres B&B in Lochinver kommen und die guten Grashalme mit Genuss und in aller Ruhe verspeisen.
Unser nächstes Ziel ist die Isle of Skye und hier gibt es den ‚Old Man of Storr‚, der eine besondere Anziehungskraft auf uns ausübt. Dieser Name wurde einer Felsnadel gegeben, die ganz spektakulär vor einer sie überragenden Felswand aufragt. Und wenn dann auch noch die Sonne scheint, könn(t)en sehr schöne Bilder entstehen.
Wir setzen uns ins Auto, das Wetter meint es nicht besonders gut mit uns – Wolken hängen fast bis auf den Boden, konkret, es ist neblig und zu allem Überfluss sind die Wolken darüber auch nicht dicht, es nieselt. Durch die Inselhauptstadt Portree führt unser Weg an der Küste entlang, bis zu dem Punkt, an dem sich der Old Man zeigen sollte. Doch Nebel und Regen verhüllen den Stein vollständig – wir sehen nichts. Die felsige Landschaft verkriecht sich unter die grau-weiße Decke von Nebel und Regen und wir umrunden die Halbinsel in dem Gefühl wohl einen sonnigeren Tag für die gewünschten Fotos abwarten zu müssen. Auf dem Rückweg nach Portree zeigt sich auf der Wetter-App aber eine Wolkenlücke, die sich langsam auf den Old Man zubewegt. Wird uns Petrus doch noch gnädig gesinnt sein? Tatsächlich steht der ‚Old Man of Storr‘ etwas verschämt umgeben von Wolkenfetzen vor uns, als wir wieder auf den Parkplatz einbiegen.
Ihn vom Parkplatz aus zu fotografieren oder gar mit der Drohne hochzufliegen wäre bei dem Wetter die einfachste und bequemste Art Bilder zu bekommen. Doch schon gleich nach dem Start der Drohne stellt Manfred fest, dass seine maximale Flughöhe nicht einmal ausreicht, um an den Fuß des Felsens zu gelangen. Es bleibt uns nichts anderes übrig, als unsere Ausrüstung ein Stück weit zum Old Man hochzutragen. Wind und Wetter und meiner Covid-bedingten Kurzatmigkeit trotzend machen wir uns auf den Weg – was soll ich sagen, wir bekommen die für die Verhältnisse besten Bilder.
Wir denken die bestmöglichen Bilder im Kasten zu haben und machen uns auf den Weg an die gegenüberliegende Küste der Insel – zum Neist Point Lighthouse, dem westlichsten Punkt der Isle of Skye. Vor der schmalen Landzunge lassen wir unser Auto stehen und gehen zu Fuß bis an die Landspitze mit seinem Leuchtturm, der, wie alle anderen Leuchttürme mittlerweile automatisiert und unbemannt ist. Trotzdem steht der weiß leuchtende Gebäudekomplex mit seinem Turm wie eine Festung auf der Klippe.
Auf dem Rückweg zum Festland kommen wir an der alten Brücke von Sligachan vorbei neben der sich Seumas‘ Bar mit einem traumhaft vielfältigen Whisky-Angebot befindet.
Schon seit zwei Tagen meint es das Wetter nicht mehr sehr gut mit uns – denken wir – schottisch eben, sagen die Einheimischen. Doch um schöne Fotos zu machen, brauchen wir halbwegs trockene Momente, doch so etwas haben wir überhaupt nicht als wir eins der Wahrzeichen Schottlands passieren: Eilean Donnan Castle.
Es liegt malerisch auf einer kleinen mit dem Land verbundenen Insel und war deshalb Drehort für den Film „Highlander“ mit Sean Connery. Ein wahrlich lohnendes Motiv – nur der Dauerregen lässt es düster und unnahbar erscheinen – nicht was wir sehen wollen.
Wir sind noch nicht am Ende, es geht weiter im nächsten Blog.