Zurück nach Havanna und weiter nach Osten führt unsere Route nach Trinidad mit dem Meer vor der Stadt und den Bergen, der „Sierra del Escambray“, dahinter.
Auf unserem Weg dorthin liegt aber noch „Cienfuegos“, eine Hafenstadt an der Südküste, die wir nicht einfach links liegen lassen wollen. Wegen ihrer guten Lage am Meer und der schönen Anlage der Stadt wird sie die ‚Perle des Südens‘ genannt. Ihr Hafen war zu seinen besten Zeiten das Zentrum für den kubanischen Zuckerexport.
Wieder haben wir Gelegenheit, uns die Stadt auf einem Spaziergang zu erlaufen, was uns in recht kurzer Zeit einen guten Überblick verschafft. Schon nach ein paar Schritten weg von der„Plaza de Armas“
beeindrucken uns die prächtigen Stadthäuser der alten Zuckerbarone
und die gepflegten Straßen und Gassen.
Der Hafen macht heute einen eher beschaulichen Eindruck.
Im Gegensatz zu Havanna sehen wir hier keine Ruinen alter Häuser in den Straßen und anders, als in der Metropole finden wir hier einen Geldautomaten, der sich kooperativ zeigt. Meine VISA-Karte mit PIN bringen ihn tatsächlich dazu, CUCs raus zu rücken – wir bleiben also ohne Bargeld einzusezten und damit ohne die Dienste einer Wechselstube flüssig.
Wie überall in Kuba ist auch hier Che allgegenwärtig. Sein Konterfei mit dem Slogan: „Dein Beispiel lebt, Deine Ideen bleiben bestehen“ prangt über dem Eingang einer Kaufhalle und natürlich wiederholt sich das auf T-Shirts und Tücher für die Touristen.
Eine echte Kuriosität können wir am Horizont bestaunen. Auf der gegenüber liegenden Seite der Bucht ragt ein riesiger Betonklotz aus dem Busch. Dunkel und unnahbar zeichnet sich die klobige Ruine des nicht fertig gestellten Atomkraftwerkes gegen den Horizont ab.
Wir erfahren, dass die Sowjetunion das Kraftwerk liefern wollte und 1983 mit dem Bau begonnen hatte. Bevor es jedoch fertig gestellt werden konnte, kamen Perestroika, Glasnost und das Jahr 1989 und damit war alles vorbei, so steht der Klotz nun als Bau- und Investitionsruine in der Bucht und rottet langsam vor sich hin. Das AKW ging also nie in Betrieb und so müssen sich die Kubaner auch nicht mit strahlenden Hinterlassenschaften herumschlagen – glückliche Karibik.
Weiter geht die Reise nach Trinidad, die Stadt mit einer sehr gut erhaltenen, kolonialen Altstadt. Malerisch liegt sie am Fuße der „Sierra del Escambray“ und nur ein paar Kilometer und eine Lagune trennen sie vom offenen Meer. Auch hier ist Zucker- und Tabakanbau sowie Viehzucht die Quelle des kolonialen Reichtums. Mit dem Vormarsch der Zuckerrübe in Europa änderte sich das allerdings, so dass die Stadt seither in die Bedeutungslosigkeit versank. Erst in den letzten Jahren entdeckten Touristen sie wegen ihrer pittoresken Altstadt wieder, was die staatliche Touristenagentur veranlasste, sie fest auf die Agenda der Kubareisenden zu setzen, sicher kein Schaden für beide, die Stadt und die Touristen.
Natürlich erkunden wir auch hier die Stadt zu Fuß und starten am „Plaza Mayor“, dem zentralen Platz vor der Kirche.
Bereits während wir uns auf dem Platz umsehen, laufen wir in eine Fotosession, in der ein 15-jähriges Mädchen in wundervollem Kleid – es sieht fast wie ein Brautkleid aus – vor der Kirche in allen Posen fotografiert wird.
Wir erfahren, dass kubanische Mädchen am 15. Geburtstag in die Gesellschaft eingeführt werden, es ist ihr großer Tag und der muss mit den schönsten Bildern festgehalten werden.
Ein paar Ecken weiter dringt der Sound kubanischer Rhythmen an unser Ohr, sie kommen von der „Plazuela del Cristo“.
Eine Gruppe gar nicht mehr so junger Musiker sitzt unter einem Schatten spendenden Baum und macht wunderbar entspannte Musik. Wir können nicht einfach weiter gehen, setzen uns stattdessen auf eine Bank und lauschen mit wippenden Füßen der fröhlichen Musik.
Auf unserem Streifzug durch die Gassen treffen wir eine junge Frau, die einen Bleistift spitzend auf dem Gehweg steht und uns anspricht. Sie erklärt uns, dass das Gebäude hinter uns eine Grundschule sei. Nicht leicht zu überhören, denn der Lärm der Kinder dringt bis zu uns auf die Straße. Sie sei Lehrerin und wir seien herzlich willkommen, einen Blick in die Schule zu werfen. Wir lassen uns nicht zweimal bitten und als wir den Vorraum der Schule betreten, kommt die Lehrerin einer anderen Klasse auf uns zu und bittet uns in ihre Klasse.
Unversehens stehen wir im Klassenraum der 1. Klasse. Die Kinder begrüßen uns und das Mädchen am Tisch gleich neben der Türe zeigt uns stolz ihr Schreibheft, in dem sie gerade die Schreibweise des Buchstaben ‚d, D‘ übt.
Beim Blick durch das Klassenzimmer fällt das etwas schief hängende Portrait von Che Guevarra auf. Wie überall in Kuba ist es auch hier zu sehen..
Obwohl er Kuba im Streit mit Fidel verließ, wird er nach wie vor als Held der Revolution verehrt. Ein Held, dessen Gesicht immer jugendlich bleibt, denn anders als Fidel und Raul, wurde er nicht alt. Sein Gesicht bleibt im Gegensatz zu den Gesichtern der beiden Castros für immer jung, wodurch er sich bestens als Idol für die Jugend eignet.
Wir tauschen ein paar Worte mit der Lehrerin, für die es wichtig scheint, uns klar zu machen, dass in ihrem Land jedes Kind zur Schule geht, um mindestens lesen und schreiben zu lernen.
Unser Spanisch reicht leider nicht aus für eine längere Konversation und so verabschieden wir uns bald wieder von ihr und den Kindern, die uns hinterher winken und sich dann wieder dem Unterricht zuwenden.
Bunte Häuser,
ein Besuch im ehemaligen Stadthaus eines Zuckerbarons und ein wundervoller Musikabend im „Casa de la Trova“ runden den Besuch in der sehr schönen Stadt ab.
Unser Quartier liegt nicht in der Stadt, sondern in einem großen Touristenkomplex direkt am Strand. Sonne, herrliches Wasser und ‚all inclusive‘ lassen uns die Tage und herrliche Sonnenuntergänge genießen.
Wie schon erwähnt, erhebt sich gleich hinter der Stadt der Gebirgszug der „Sierra del Escambray“. Er steigt bis ca. 800 m ü. N.N. an und alle Gipfel sind über und über mit üppigem Grün des tropischen Regenwaldes bewachsen. So ist es fast selbstverständlich, dass man inmitten der Berge einen Nationalpark eingerichtet hat, er heißt „Topes de Collantes“. Dorthin zieht es uns zu Wanderungen durch den Regenwald. Wie nicht anders zu erwarten, wird schon die Anreise zum Naturschutzgebiet zu einem kleinen Abenteuer.
Um in die Berge zu kommen, müssen wir unseren bequemen Bus gegen einen Militärlastwagen russischer Herkunft (SIL) tauschen. Er ist, so sagt man uns, besser geeignet den steilen Pass zu erklimmen, als unser Reisebus. Also werden wir auf die Ladefläche eines solchen Ungetüms verfrachtet, auf der Plastiksitze für den Touristentransport festgeschraubt sind.
Locker und mit der angemessenen Geräuschkulisse, von der blauen Wolke ganz zu schweigen, bringt uns das Ungetüm auf den Berg.
Oben angekommen staunen wir nicht schlecht, als wir einen riesigen Gebäudekomplex vor uns auftauchen sehen. Wir erfahren, dass wir ein Sanatorium vor uns haben und dass hier in der Bergluft nicht nur kubanische, sondern auch internationale Patienten behandelt und von allerlei Zipperlein geheilt würden.
Leider können wir unsere Fahrt nicht mit den Urals mit Beiwagen fortsetzen, die in Reih und Glied aufgereiht nur auf Kundschaft zu warten scheinen,
wir machen uns zu Fuß auf den Weg durch den Dschungel. Wieder sind wir beeindruckt von den breiten Kenntnissen der Wildhüter zu Flora und Fauna und vor allem zu Heilpflanzen, denen wir auf Schritt und Tritt begegnen.
Wir steigen einen steilen, schmalen Pfad in ein Flusstal hinunter und kommen, es ist wie im Film, an eine kleine Lagune am Fuß eines malerischen Wasserfalls.
Natürlich wird die Gelegenheit für einen Erfrischung genutzt, bevor wir zu einem kleinen Dorf am unteren Ende des Tals weiter wandern. Zum Glück steht dort unser ‚SIL-Dschungel-Taxi‘ mit dem wir wieder an den Ausgangspunkt unserer Wanderung zurück gebracht werden.
Wir wollen noch einmal in die Berge, jedoch noch weiter im Osten. Es sind die Berge, in denen sich die Revolutionäre versteckten, wir sind gespannt, was es damit auf sich hat.
Dazu im nächsten Blog.