Kilometerstand: 6.012 km (Gyumri)
Wir verlassen Tiflis, die Stadt mit dem besonderen Flair, wir haben sie in der kurzen Zeit ins Herz geschlossen, in Richtung Süden, denn wir wollen nach Armenien.
Erst im Januar diesen Jahres hat die Administration die Visa-Pflicht für Europäer aufgehoben, was uns ganz gespannt auf den Grenzübertritt macht. Ein paar Kilometer vor der Grenze machen wir für ca. 1 EUR/Liter unsere Tanks nochmal randvoll, denn wir wissen nicht viel über die Versorgungslage und die Tankstellendichte auf der anderen Seite.
An der Grenze geht dann alles ganz schnell. Die Georgier lassen uns ohne viel Aufhebens und mit dem Ausreisestempel im Pass ziehen und bei den Armeniern sind wir herzlich willkommen. Die Abfertigung dauert nicht länger, als die Georgier für die Ausreise gebraucht haben.
Als wir die Grenzstation verlassen, fängt uns ein junger Mann ab, er will uns eine Fahrzeugversicherung verkaufen. Schnell und unmissverständlich erklärt er uns , dass jedes Fahrzeug in Armenien versichert sein muss, die Polizei achte darauf – und wir wollten doch keinen Ärger, oder? Natürlich nicht! Und da er der einzige Vertreter einer Versicherung ist, schließen wir bei ihm die Haftpflichtversicherung bis Ende des Monats ab – je 3000 EUR Deckungssumme für Menschen und Sachen. Sie kommt uns mit ca. 25 EUR sehr überteuert vor, doch wir haben keine Alternative.
Wir haben eine Grenze überschritten, von der nicht einmal der ADAC Auskunft geben kann, wie man mit einem Fahrzeug einreist – wir jedenfalls wissen es jetzt.
Es empfängt uns eine wilde, gebirgige Landschaft, in der wir gleich in die Schlucht des Debed Flusses eintauchen – ein Cañon der sich immer tiefer in die Landschaft schneidet. Als der Abzweig zum Kloster Haghbat vor uns auftaucht, nehmen wir das Gas weg und biegen auf die Straße ab, die uns wieder an den oberen Rand der Schlucht, ins Dorf Haghbat bringt. Vor den Klosterruinen, sie wurden von der UNESCO in den Katalog des Weltkulturerbes aufgenommen, parken wir unsere Motorräder gleich vor der Terrasse des Gasthauses. Die Wirtin kümmert sich rührend um uns und lässt uns die Getränke selber aus dem Kühlschrank holen. Wir sagen ihr, dass wir Mittag essen wollen und schon wirft sie ihre Küche an. Eine Speisekarte haben wir nicht zu Gesicht bekommen. So kommen nacheinander eine große Platte mit allerlei Gemüse in rohem, aber meist geschälten Zustand, mit Käse und Wurst. Danach erhält jeder von uns eine kräftige Gemüsesuppe mit Fleischeinlage. Am Ende gibt es noch einen ‚armenischen‘ Kaffee, der wie türkischer Kaffee aussieht, aber eben armenisch ist. Gut gestärkt besuchen wir die Klosteranlage und bestaunen mit welcher Hingabe Einheimische solche Orte besuchen.
Auf dem Weg zum Sevan See, er liegt immerhin auf ca. 1.800 m über NN und ist größer als der Bodensee, kommen wir auf eine Hochebene, die uns fasziniert.
Kein Baum, kein Strauch, hin und wieder Felder und ab und zu Rinder auf den dürren Wiesen. Eine unglaubliche Weite umgibt uns.
Ab und zu begegnen uns bis oben hin mit Heu beladene LKWs. So bringen die Landwirte die Heuernte ein.
Knapp unter der Passhöhe des Selim Passes (2410 m) kommen wir an einer alten Karawanserei vorbei. Sie soll es seit dem 16. Jhdt. geben, wurde seither immer wieder zerstört und wieder aufgebaut.
Weiter in Richtung Süden gelangen wir ganz nahe an die Grenze des im Westen von Armenien liegenden Teil Aserbaidschans und fahren vom südöstlichsten Punkt unserer Reise (39°44′ Nord; 45°18′ Ost ), er liegt in der Nähe des Dorfes Alpi,
wieder nach Norden, um den Ararat, der schon jenseits der Grenze zur Türkei liegt, zu sehen.
Leider lässt das diesige Wetter nur den Umriss des kleinen Ararat erkennen, der richtige, große versteckt sich im Dunst und hinter Wolken.
Dafür machen wir uns von Eriwan aus auf den Weg zu einem weiteren Highlight sakraler Baukunst. Wir besuchen das an einem Talende gelegene Kloster Geghard. Es ist ebenfalls von der UNESCO in die Liste des Weltkulturerbes aufgenommen und somit schon deshalb einen Besuch wert.
Wie immer werden wir von den Parkplatzwächtern auf die ‚Logen-Parkplätze‘, gleich neben den Marketenderinnen mit ihren Süßigkeiten, gewunken und haben somit den denkbar geringsten Anmarsch für unseren Besuch.
Das Kloster besaß, so wird berichtet, einen Splitter der Arche Noah und die ‚Heilige Lanze‘, die der römische Soldat bei der Kreuzigung in die Seite Christi gestoßen haben soll.
Wir sind also dem Splitter ganz nahe, leider lässt sich weder der noch die Lanze auffinden, wir müssen mit den Gebäuden vorlieb nehmen. Ganz nebenbei sei erwähnt, dass im Inneren des Klosters eine Quelle entspringt, die seit den Tagen der Gründung nicht versiegt ist.
Da wir nun schon unterwegs sind, wollen wir auch noch den Sitz des Oberhaupts der armenischen Kirche, die es seit 301 gibt, in Echmiadzin besuchen. Es ist der Sitz des „Obersten Patriarchen – Katholikos Aller Armenier“ mit Namen Karekin II. Er wurde 1999 gewählt und behält sein Amt auf Lebenszeit.
Unser Weg führt uns wieder nach Norden, denn wir müssen wieder nach Georgien, in die Türkei gibt es keinen, auch noch so kleinen Grenzverkehr. Entlang der türkischen Grenze erleben wir die ruppigsten Straßen und die einsamsten Gegenden.
Hier werden sogar die Kuhpferche mit Autoschrott und Fertigbetonteilen eingezäunt – man kann sich behelfen.
In Gyumri, unserer letzen Station in diesem schönen Land, finden wir ein wunderbares Hotel mit dem Namen ‚Berlin Art Hotel‘.
Schon der Name erweckt unsere Neugier. Als wir vor dem Hotel auftauchen, steht vor uns eine Poliklinik mit mehreren Ambulatorien und stationären Unterbringungsmöglichkeiten. Erst auf den zweiten Blick wird das Hotel für uns sichtbar und als wir in die Rezeption kommen, werden wir freundlich empfangen. Natürlich können wir übernachten und unsere Motorräder erhalten im Energiegebäude ein Dach über den Kopf. Die Zimmer sind schön hergerichtet, können wegen des Zuschnitts zwar den Ursprung eines Krankenzimmers nicht verheimlichen, trotzdem sind wir fürstlich untergebracht.
Von der Belegschaft werden wir aufgeklärt, wie es zu dem Hotel kam.
Nach dem schweren Erdbeben 1996 wurde vom Deutschen Roten Kreuz (DRK) der Gebäudekomplex als Hilfsleistung für die Stadt und die Umgebung kurzer Hand aufgebaut – alle Bauteile kamen aus Deutschland, es fühlt sich an, wie zu Hause. Seither hat sich der Betrieb normalisiert, der Komplex ist nicht mehr voll ausgelastet. Nun kam von den hiesigen Leuten die Idee, die Infrastruktur anders zu nutzen und einen Flügel des Krankenhauses als Hotel zu betreiben – das gibt Auslastung des Komplexes, gibt ein paar Leuten Arbeit und hilft mit, die Fixkosten für den Gesamtkomplex zu decken. Zum Glück haben die DRK Leute in Deutschland das ok für den Versuch gegeben.
Mir imponiert der Unternehmungsgeist der Leute und die Professionalität mit der sie die Idee umsetzen – Kompliment!
Ich kann nur sagen, wir fanden hier das beste Hotel auf unserer Fahrt durch Armenien.
Mit einer traumhaften Fahrt über die Berge und durch eine weitere Hochebene geht es wieder nach Georgien zurück.
Den ‚Nachtrag‘ zu Georgien gibt es im nächsten Blog.
Hallo Paul u. Mitfahrer,
lese derzeit deine Berichte in Kroatien mit Begeisterung bei schoenem Wetter.Wir wuenschen Euch weiterhin eine unfallfreie Fahrt bei bester Gesundheit u.dass die Mopeds weiterhin gut laufen.Naechste Woche fahren wir wieder nach 3 Wochen nach Hause, die Wiesn steht vor der
Tuer.
Sonnige Gruesse
Brigitte & Gerhard .