Tachostand: 1879 km
Der Samstag weckt uns mit herrlichem Sonnenschein, natürlich packen wir unsere Sachen gut gelaunt. Zum ersten Mal muss alles (!), was wir nicht selber tragen auf das Motorrad und da wir heute warmes Wetter erwarten, wollen wir es im Sommeranzug probieren. Das heißt, dass unsere GOREtex- Überanzüge – neue Technik von Stadler im niederbayrischen Aidenbach – mit ins Gepäck müssen.
Erstaunlich, wie alles so in die Taschen und auf’s Motorrad passt.
Fertig gepackt, können wir starten.
Es ist ein schönes Gefühl, sich die salzige Morgenluft um die Nase wehen zu lassen und Fahrt Richtung Norden aufzunehmen. Bevor wir uns in die offene Landschaft aufmachen, nehmen wir noch Sprit auf, denn die 5 Liter aus Deutschland würden uns nicht weit bringen.
An der Tankstelle machen wir erst mal eine angenehme Entdeckung, denn das Benzin (Super 93 Oktan) kostet hier 3,78 $ für die Gallone oder 0,76 EUR für den Liter – paradiesische Preise! Als der Tank schön langsam voll läuft, hält neben uns ein Autofahrer, der uns nach dem Woher fragt – kommt hier immer wieder vor. Als wir ihm sagen, wir kämen aus Deutschland und zwar aus der Nähe von München, reicht er uns die Hand, heißt uns in seinem Land willkommen und erzählt uns, dass er als Militärpolizist in Nürnberg stationiert war und drei Mal auf dem Oktoberfest Dienst geschoben hat. Er will unbedingt wieder mal dahin, sagt er und wünscht uns alles Gute. Eine Begegnung, die wir immer wieder erleben, aber sie war die erste.
Bei strahlendem Wetter führt uns unsere Strecke nach Norden, wir kommen am BMW Werk Spartanburg vorbei – ein riesen Werk auf einem noch riesigeren Gelände – und machen für den Tag Station in Greenville, einer sehr lebendigen Stadt. In der Altstadt ist die Hauptstraße gesperrt, denn an diesem Wochenende findet die ‚Artisphere‘, ein Markt für Künstler und Kunsthandwerker statt.
Stände von Malern, Fotografen, Schmuckdesignern, Keramikern und Kunstschmieden, von denen einige auch zeigen wie sie arbeiten, säumen die Hauptstraße.
In den Seitenstraßen gibt es die ‚Fressabteilung‘ und auch Bier und Wein gibt es zu kaufen und man darf beides auch auf offener Straße trinken – sonst ein absolutes ’no go‘ in diesem Land. Hierzu müssen wir uns nur die ‚Lizenz zum öffentlichen Trinken‘ in Form eines gelben Armbändchens für einen Dollar kaufen – er geht direkt in den Säckel der Stadt – und schon sind wir als ‚lizensierte öffentliche Trinker von Alkohol‘ erkennbar und dürfen ein kleines Bier oder ein Viertel Wein auf der Straße konsumieren.
Auf dem Markt sehen wir viele schöne Sachen, können einem Keramiker beim Rakubrand zusehen
und treffen Garry Seidel, einen deutschen Fotografen aus Davie, Florida, er lebt schon seit vierzig Jahren hier. Mit seinem Foto, das er beim Besuch Kennedy’s in Berlin geschossen hat, macht er immer noch guten Umsatz.
Haben wir unseren ersten Tag auf dem Motorrad bei bestem Wetter erlebt, so zeigt uns der amerikanische Wettergott heute, wo der Hammer hängt.
Bei Nieselregen starten wir auf die Etappe durch die Smoky Mountains und in den nächsten Stunden wird der Regen auch noch dichter. Ein Tiefdrucksystem zieht von Südwesten über die Berge. So kurven wir auf nassen Straßen durch die schönsten Täler und – im Nebel – auf bis zu 1.400 m hohe Berge. Wir erreichen schließlich Dealer’s Gap, das ist eine Tankstelle, ein Souvenirshop mit Café und eine Motorradfahrer Absteige. Es liegt am Eingang des legendären ‚Tail of the Dragon‚, eine Motorradstrecke von 11 Meilen, auf der es keine 100 m geradeaus geht, eigentlich nichts Besonderes für einen Alpenfahrer, aber die hier drüben haben halt keine Alpen und da ist diese Strecke schon sehr außergewöhnlich.
Wir sind froh, sie im Regen fahren zu können, denn es ist kaum vorzustellen, was hier los wäre, wenn die Sonne schiene.
Nach zwei Regentagen erreichen wir bei aufbrechenden Wolken die Hauptstadt der Country Musik – Nashville, Tennessee. Wir erkunden die Stadt mit dem Bus und zu Fuß und lassen uns von dem Flair der sonoren Stimmen der Country Sänger, dem Gitarren-, Mandolinen und Banjo-Sound, den Lokalen, wie die Legend’s Corner‘ am Broadway mit Life-Musik ab 11:00 Uhr Vormittag und den unter Denkmalschutz stehenden alten Häusern im Stadtzentrum einfangen.
Ein wenig kommt die Atmosphäre der alten Zeiten auf, in denen aus dem Ryman’s, der ursprünglichen Grand Ole Opry, Life-Musik Programme per Radio ins Land gesendet wurden.
In der ‚Country Musik Hall of Fame and Museum‚ sind alle großen und kleinen Namen der Country Musik vereint. Von Merle Haggard bis Johnny Cash und von Loretty Lynn bis Emmylou Harris, sie sind alle da.
Chet Atkins, ist gerade eine Sonderausstellung gewidmet.
Die etwas älteren Semester werden sich noch gut an einen seiner großen Erfolge ‚Alley Cat‚ erinnern, bei uns hieß das Stück ‚Kater Stanislaus‘. Aber da wir ja alle jung geblieben sind, kennen wir das Stück nur vom Hörensagen 😉
Nashville hat, neben der Attraktion der alten Klubs ganz besondere Bedeutung für die gesamte Musikindustrie und so sehen wir dort ein ganzes Stadtviertel, in dem ein Tonstudio neben dem anderen angesiedelt ist – ein Mekka für aktuelle und kommende Musiker.
Und weil wir auch nach gutem Essen (slow food) suchen, haben wir in der Nachbarschaft unseres Hotels ein Lokal entdeckt, das sich auf italienische Speisen spezialisiert hat. Die Besitzer erzählen uns, dass sie die Nudeln und Ravioli selber machen und dafür die Nudelmaschine aus Italien selbst mitgebracht haben. Auch auf sie hatte der Zoll ein besonderes Auge, hören wir, als wir unsere Story über den Import unseres Motorrads berichten. Auf alle Fälle waren die Nudeln und die Soßen sehr gut, wir haben sie zwei Abende hintereinander genossen.
Zuletzt ist uns auf der Stadtrundfahrt das ‚Parthenon‘ , ein Überbleibsel von Tennessee’s 1897 Centennial Exposition unter gekommen – so sähe vielleicht selbiges in Athen aus, wenn …. 😉
Über unsere Fahrt auf der ‚Great River Route‘ und der alten ‚Route 66‘ dann beim nächsten Mal.
Hallo Paul
Gute Fahrt und vor ALLEM gutes Wetter und Gesundheit!!!!!
Immer wieder eine Freuede, Deine Infos zu lesen.
Wir waren vor einigen Jahren auch in Nashville, SUPER
Keep well
Axel
Hallo ihr zwei,
schön zu lesen, dass es euch gut geht und eure Perla Negra ll auch wohlbehalten bei euch angekommen ist.
Wir hatten das erste richtig warme Wochenende nach den sehr kalten Eisheiligen und haben es in vollen Zügen genossen.
Besonders liebe Grüße auch von Papa, weiterhin gute Reise wir verfolgen diese mit großer Erwartung, passt auf euch auf…….
Hans und Antonie
Hallo Kathy,
die Keramik verfolgt dich bis nach Amerika!
Aber so denkst du vielleicht manchmal an uns. Ich denke oft an euch beide. Gute Fahrt weiterhin!
Martina