„Ende einer Dienstfahrt“

Die Tage in Mendoza kommen gerade recht, um mich auf die letzten beiden Fahretappen nach Santiago und Valparaiso vorzubereiten. Es werden die letzten zwei Tagesreisen auf dieser wunderschönen, langen Tour durch Lateinamerika.

In Mendoza starte ich bei bedecktem Himmel. Anders, als die Tage vorher lässt  sich die Sonne nicht sehen. Im Hotel fühlt es sich nicht nach Kälte an, doch je weiter ich aus der Stadt fahre, umso mehr frischt es auf, so dass ich Zug um Zug die warmen Sachen raushole und sie anziehe, noch bevor es in die Berge geht. Heute steht der letzte Andenpass, der  Paso Los Libertadores (3.175 m) an. Im Westen verschwindet die Strasse in einer Schlucht. Sie windet sich entlang des Flusses talaufwärts. Die Wolken lassen keinen Blick auf die umliegenden Gipfel zu. Nach fast einer Stunde Fahrt öffnet sich das Tal und plötzlich sind auch die Wolken verschwunden. Blauer Himmel und ein gigantisches Panorama empfangen mich in dem Hochtal, von dem die Straße zum Pass abzweigt, auf der es in Richtung Chile geht.

Der Weg auf die Passhöhe führt an einem Skigebiet vorbei. Die ‚Hütte‘ an der Strasse hat offen und es gibt die obligatorischen Spaghetti. Natürlich kehre ich ein.

Auf dem Weg zur Passhöhe komme ich an zwei häufig fotografierten Sehenswürdigkeiten vorbei. Zuerst sehe ich mir in Puente Inka das von den Ablagerungen einer mineralhaltigen, heißen Quelle umschlossene Badehaus mit der natürlichen Brücke an.

Kaum auf dem Motorrad, ein paar Kilometer weiter, kommt der Eingang zum Aconcagua National Park. An der Schranke parke ich meine Perla Negra und übergebe die Verantwortung für das Moped und das Gepäck an den Wächter an der Eingangsschranke des Parks. Hinter dem Hügel lässt sich der Aconcagua wunderschön fotografieren. Er ist mit 6.962 m der höchste Berg in den Anden, nein, ganz Amerikas. Mit schönen Bildern im Kasten komme ich wieder zum unberührten Moped zurück.

Dann geht es weiter in Richtung Grenze. Zwei Möglichkeiten stehen zur Verfügung, die eine führt über eine Sandstrasse über den Berg und die andere geht durch den Grenztunnel auf die andere Seite des Berges. An der Zahlstelle müssen, wie in Argentinien üblich, Motorradfahrer nichts bezahlen. Ich fahre durch den Tunnel und kann weder auf der einen noch auf der anderen Seite eine Grenzstation finden. Und da ich sicher stellen möchte, dass ich wieder in Argentinien einreisen darf, muss ich mich auch ordentlich abmelden. Am anderen Ende des Tunnels drehe ich also um, denn für mich ist klar, ich hab die Grenzstation übersehen – also nochmals durch die drei Kilometer lange Röhre. Wieder auf der argentinischen Seite frage ich den Kassierer an der Zahlstation nach der Zollstation, er schickt mich wieder durch den Tunnel und sieben Kilometer weiter. Diesmal verabschiede ich mich endgültig von Argentinien und fahre zum dritten Mal in den Tunnel.

Tatsächlich betreiben Argentinier und Chilenen einige Kilometer bergab eine gemeinsame Grenzstation – ausgesprochen ungewöhnlich und fast unvorstellbar.

Natürlich deklariere ich den Apfel in meinem Gepäck; er wird mir sofort abgenommen, denn organisches Material kommt nicht über die Grenzen nach Chile, da sind die Zöllner sehr strikt. Beim Ausstellen des Permiso nehmen sie es diesmal sehr genau, denn das Motorrad verlässt Chile auf dem Seeweg und da wollen sie keinen Fehler machen. Sonst läuft es, wie im Süden gewohnt – nicht sehr schnell, aber problemlos.

Die Abfahrt vom Pass hat viel Ähnlichkeit mit der Südrampe des Stilfster Joch Passes, nur die Tunnels fehlen.

Santiago empfängt mich mit Feierabendverkehr, der zwar dicht, aber übersichtlich ist.

Die Stadt hat viel zu bieten, so sehe ich mir als Erstes die Wachablösung an der Moneda, dem Präsidentenpalast an und staune über den militärischen Drill, die strammen Uniformen und die schwungvolle Blasmusik.

Auf den Hügeln Cerro Santa Lucía und Cerro San Cristobal gibt es einen wunderbaren Blick über die Stadt

und der Besuch des Hauses La Chascona von Pablo Neruda, dem chilenischen Literaten, der 1971 mit dem Nobelpreis für Literatur ausgezeichnet wurde, steht auf dem Programm.

Es folgt die letzte Etappe: Santiago – Valparaiso

Wie immer packe ich meine Perla Negra. Alles hat seinen Platz, es läuft eine oft geübte Routine ab, doch mit dem Bewusstsein, auf dieser Reise ist es zum letzten Mal. In aller Ruhe gehe ich die 150 km an und fahre auf der Nordroute über die Berge. Eine sehr schöne Strecke über einen kleinen Pass bringt mich nach Viña del Mar, der Nachbarstadt von Valparaiso.

Für den Transport des Motorrades haben mir Martina und Enzo von der Villa Kunterbunt Unterstützung angeboten. Sie machen das professionell schon seit Jahren, ihre Erfahrung ist eine Bank für einen reibungslosen Transport nach Chile und auch wieder zurück.

und bestens untergebracht bin ich gegenüber im B&B von José und Karen, La Casa de Henao

Die Stadt liegt an den Küstenhügeln und ist berühmt für die Standseilbahnen, mit denen man in die höher gelegenen Stadtteile fahren kann. Über hundert Jahre alte Verkehrsmittel, die immer noch in Betrieb sind und nicht nur für die Touristen in Schuss gehalten werden.

Natürlich steht auch hier der Besuch des zweiten Hauses von Pablo Neruda an, es heißt ‚La Sebastiana‘. Von seinen Balkonen und Fenstern hat man einen traumhaften Ausblick über die gesamte Bucht von Valparaiso.

Natürlich beobachten wir, wie die Schiffe im Hafen be- und entladen werden.

Am Ende aller Aktionen steht Kiste bauen, verpacken und versenden der Perla Negra.

Für die Kiste ist Enzo der Spezialist, er zimmert sie zusammen und packt die Teile auf den Pick-up. Gemeinsam fahren wir zum Container Terminal, es liegt 15 km vom Hafen entfernt, denn der Hafen ist dafür viel zu klein. Auf dem Ladehof kommt die ‚Perla Negra‘ dann in die Kiste,

Sprit ablassen, Batterie abklemmen, Koffer, Helm und alle anderen Sachen verstauen, Seitenwände an der Bodenplatte festschrauben, Vorder- und Rückseite der Kiste befestigen und zuletzt den Deckel drauf – listo –> fertig.

Der Staplerfahrer kommt, nimmt die Kiste auf und verschwindet mit ihr in der Lagerhalle.

„Ende einer Dienstfahrt“

Kilometerstand Valparaiso: 28.217 km

 

Mit Kathy, meiner Frau, werde ich in den nächsten drei Wochen durch Chile reisen, es folgen noch ein paar ‚Post Scriptum Blogs‘ – also dran bleiben.

12 Antworten auf „„Ende einer Dienstfahrt““

  1. Hallo Paul,
    auch wenn Deine Reise nun – zumindest auf dem Bike – zu Ende geht, so freut es mich doch, dass wohl alles ohne wirkliche Probleme abgelaufen ist.
    Du hast da wunderbare Monate mit vielen neuen Eindrücken erlebt. Ich kann Dich da nur beneiden!
    Ich hatte Dir ja auch von meinem Unfall geschrieben. Inzwischen geht es mir wieder besser und ich werde kommenden Mo. wieder mit der Arbeit beginnen, nachdem ich die letzten Wochen nur per Mail und Telefon den Kontakt zum Büro gehalten habe. So gehe ich zwar noch mit Unterstützung einer Krücke, aber es wird schon. Schließlich will ich auch bald wieder aufs Motorrad.
    Also für den Rest Deiner/Eurer Reise noch alles Gute und bis bald.

    Grüße Gerhard

  2. hi paul na ein paar tränen in den augn…kanns mir denken was du alles erlebt und gesehn hast wauuu…
    aber jetzt kannst ja endlich dei kattal ..wieder in arm nehmen und den osch mit heil und wundpaste einschmiern lassen hahahaha
    viel spass euch beiden no und eine schöne reise durch chile und lass de net von de lamas oder elpaka o spukn gell …. servus gruss peter , postbod

  3. hallo vokuhila….
    alles hat irgendwann ein ende….. es war sehr interessant deine reise hier mit zuverfolgen, wichtig war das alles heile gelieben ist….. besonders bei dir.
    die perla negra musste schon einiges leisten, die braucht schon ein sonder wellness programm…..
    jetzt wünschen wir dir und dem “ kattal “ noch viele schöne tage…. bis bald.
    Anke und Toni

  4. Hallo Paul und Kathi,
    Ende eine sehr schone Reise und eine frische start van euerem zukunft! Viel spass ihr zwei en tot ziens!

    Peter en Wilma

  5. Hallo Paul,
    ja, jetzt ist Deine Reise mit dem Motorrad zu Ende. Schade, irgendwie, ich habe mich so an Deine Fotos und Berichte gewöhnt. Ich wünsche Dir und Kathy noch viel Spaß bei Eurer Reise durch Chile. Ich hoffe, wir sehen uns, wenn Du wieder in Deutschland bist und freue mich auf die mündlichen Berichte.
    Weiterhin alles Gute,
    Marianne

  6. Lieber Paul,
    wow, was für eine „Dienstreise“ !!
    Ich gratuliere Dir dazu, dass alles so wunderbar war, dass alles geklappt hat, dass Du gesund bist und das alles erleben durftest. Weniger dass ich Dich beneide, freue ich mich mit Dir über diese schöne Reise und den Erfolg.
    Ich find´s auch schade, dass sie schon zu Ende ist, ich wäre gern noch ein paar Monate weiter mit Dir gereist. Während der letzten Monate hat es immer wieder Freude gemacht, Dich zu begleiten.
    Aber wer weiß, möglicherweise gibt es ja – ganz weit unter den Windungen Deines Großhirns – bereits Pläne für die nächsten großen Reisen.
    Aber das war jetzt erst mal grandios. Ich gratuliere Dir, wünsche Dir noch eine gute Zeit und schließlich ein fröhliches Heimkommen.
    Und, so groß oder klein die Welt auch immer sein mag, bei einem Weißbier auf dem Dreifaltigkeitsberg werden wir uns wieder begegnen. Darauf freue ich mich. Die besten Grüße von Uli.

  7. Hallo Paul
    und dieses mal heißt es auch,
    Hallo Kathy,
    schön von euch gehört zu haben, ich denke mal das war ein bombastisches Wiedersehen, habe Papa gleich informiert, er lässt schöne Grüße an euch beide ausrichten.
    Wir alle wünschen euch eine wunderschöne Zeit die ihr jetzt gemeinsam verbringen könnt und verfolgen natürlich nach wie vor euere Post Skriptums. Also genießt die Zeit, wir wissen ihr beide macht das beste daraus.
    Noch viele wunderschöne Sonnenuntergänge
    wünschen Euch
    Hans und Antonie

  8. Hallo Paul,
    sensationell, wie Du das Ding durchgezogen hast. Was machst Du mit diesen ganzen Eindrücken, wenn Du wieder zu Hause bist? Diavorträge? Ein Buch schreiben? Es wäre schön, wenn Du einen Weg findest, das mit anderen zu teilen. Ich würde das Buch kaufen!
    Hanjo

  9. Hallo Paul!
    Da hast Du jetzt wirklich Dein Meisterstück gemacht. Ich zoll Dir Respekt ohne Ende. Ich werde Deine Berichte vermissen. Wir waren die letzten 14 Tage in Spanien, daher erst jetzt die Anerkennung. Viele Grüße an Kathi und genießt die verbleibende Zeit.
    Georg und Elisabeth

  10. Respekt!!
    Alles gut gegangen bei Deinem privaten Großprojekt. Ich freue mich für Dich, dass Du Dir diesen Traum verwirklichen konntest. Vor Allem hast Du viele Freunde und Kollegen bei Deinen spannenden Eindrücken mit(er)leben lassen. Das ist Premium, so wie mir des gwohnt san von Dir. Mit großen verträumten Augen habe ich die Reise immer wieder mit verfolgt. Wow. Geile Tour, super Dokumentation, das macht Lust auf mehr!
    Ich freue mich auf unsere nächste gemeinsame Tour im Juni.
    Viele Grüße auch an Deine verständnisvolle Frau!
    Christian

  11. Hallo meine lieben Kathy und Paul! Bevor ich zu den Osterfestspielen nach Salzburg starte,Euch beiden auch ein wunderschönes gemeinsames Osterfest in meinem geliebten Chile,wo ich auch sooo glücklich war vor etlichen Jahren.Liebe Grüße auch von Marianne Euer Freund Axel

  12. Servus Paul
    immer noch super anzuschaun deine Seite hier.
    Bin auch zurück aus EC …
    vielleicht erinnerst du dich .. haben uns in Quito kurz gesehen.
    Africa Twin .. und so 🙂
    möglicherweise hast mal Zeit auf ein Bier und ein paar Geschichten …
    Komm ich mal vorbei bei dir …

    alles Gute
    Gerhard (el loco con moto)

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