Wieder in NZ – Abenteuer zweiter Teil

Um 13:05 h startet der Flieger in Kadavu Airport nach Nadi. Gegen 14:00 h komme ich in Nadi an, einen Anschlussflug nach Auckland gibt erst am nächsten Tag.

Abschied in Matava

Um rechtzeitig am Flugplatz zu sein starten wir um 10:00 h in Matava, pünktlich ist das Boot da und Abel ist wieder der Captain.

Abschiedskommitee bei Ablegen

Diesmal ist Tema mit im Boot, sie wird morgen mit der Fähre nach Suva, der Hauptstadt von Fiji, fahren. Auf dem Weg zum Flughafen legen wir im Nachbarort an und holen Abels Frau und zwei seiner Kinder ab, sie fahren mit uns nach Vunisea, dem Dorf am Flugplatz.

Auf dem Weg fängt es auch noch an zu regnen, intensiver als ich dachte. Abel hält das Boot an und gibt mir Gelegenheit meine Regenjacke aus dem Koffer zu zerren – das hilft enorm. Eingepackt in die Regenjacke und ein Handtuch über die Oberschenkel gelegt, fährt Abel das Boot in vollem Tempo (40 km/h) durch den Regen. Nach ein paar Minuten ist der Spuk jedoch schon wieder vorbei und natürlich trocknet die Sonne alles schnell wieder ab. So erreichen wir in sommerlichem Outfit den kleinen Hafen auf der Südseite von Vunisea. Wie schon bei der Ankunft werde ich mit Abel und Tema im Pickup über den Berg zum Flugplatz gebracht – Abels Frau und die Kinder wurden schon von einem anderen Fahrzeug abgeholt.

‚Luftaufsichtsbaracke‘

Ich betrete das Abfertigungsgebäude am Flugplatz und bin dabei sehr an Reinhard Mey’s ‚Luftaufsichtsbaracke‘ erinnert. An einem kleinen Schalter werde ich abgefertigt. Wiegen des Koffers, dann muss ich zusammen mit meinem Fotorucksack auf die Waage. Der Boarding Pass sagt mir, dass ich in die letzte Reihe sitze – wegen der Gewichtsverteilung im Flugzeug, so sagt mir der Copilot später.

Abfertigungsschalter
Unsere Twinn Otter nach Nadi

Nach einem spektakulären Flug über die Korallenriffe und entlang der Küste der Hauptinsel Viti Levu lande ich in Nadi.

Korallenriffe im Meer

Mit einem Taxi von ‚Imam‘, einem Uber-Clon, fahre ich zum Strandhotel Aquarius und bleibe dort für die Nacht. Der Flieger startet um 8:00 h am nächsten Tag.

Nach einem wunderbaren Strandspaziergang und einem Fidschi-Style Ceviche sitze ich nach einer kurzen Nacht um 6:00 h wieder im ‚Imam‘-Taxi zum Flughafen. Erst dort muss ich feststellen, dass das Hotel für die Rückfahrt keinen Voucher ausgestellt hat und ich nun die Rechnung in Fiji-Dollar selber bezahlen muss. Natürlich hab ich keinen Dollar dieser exotischen Währung in der Tasche, doch meine Bargeldreserven in NZ-Dollar retten mich. An der Wechselstube kann ich den benötigten Betrag wechseln und den Taxifahrer nach einigem Hick-Hack doch bezahlen.

Ohne weitere Verzögerungen komme ich in Wellington wieder an und werde von meinen Freunden am Flughafen abgeholt.

So geht eine Woche Südsee ganz unspektakulär zu Ende.

Doch auf  mich wartet der Start in die nächste Runde ‚Mit dem Motorrad auf Back Country Roads‘ unterwegs‘ – diesmal auf der Südinsel.

Start zum Südinsel-Abenteuer

Schon am nächsten Morgen fahren wir wieder über den Remutaka Pass nach Wellington. Der Pass ist zwar nur 555m ü. NN hoch, aber ein Kurveneldorado, wie es auch in den Alpen nicht besser zu finden ist. Im Hafen wartet schon die Fähre, der ‚Interislander‘, auf uns; sie wird uns nach Picton, den Fährhafen auf der Südseite der Cook Strait bringen, von wo wir gleich zu unsrem Startpunkt unserer Südinsel-Erkundung, nach Blenheim weiterfahren. 

Interislander in Wellington

Es steht die Etappe von Blenheim nach Hammer Springs auf dem Plan, etwa 200 km. Schon kurz nach Blenheim biegen wir nach rechts in die Wildnis ab. Ein langes Tal liegt vor uns, es gehört zu einem großen Teil der Molesworth Station und hat keine befestigte Straßendecke – wir fahren wieder mal auf Gravel Road. Anfangs ist die Straße noch recht ruppig und ich bewege mich mit der roten Lady (R 1200 GS LC) eher wie auf rohen Eiern. Es dauert einige Zeit, bis wir uns angefreundet haben doch dann läuft es immer besser und auch der Untergrund wird immer glatter.

Molesworth Farm Gelände

Die Straße ist zwar öffentlich, doch zwischendrin treffen wir geschlossene Gatter an, die wir passieren und danach auch immer wieder gewissenhaft verschließen – Brian kennt das, er war schließlich auch lange genug Farmer in diesem Land.

Die Fahrt geht keineswegs so schnell voran, wie auf geteerten Straßen, doch dafür sind die Ausblicke, die Landschaft und die Eindrücke sehr viel spektakulärer und intensiver.

‚One Lane Bridge‘ oft genommen in NZ

In Hammer Springs – nomen est omen – gibt es ein öffentliches Mineralbad mit heißem schwefeligem Wasser. Das nehmen wir natürlich gerne an, um uns von ‚des Tages Arbeit‘ zu entspannen. 40° C sind einfach wohltuend, zumal sich die Außentemperaturen trotz Sonne, gerade auf den Herbst einstellen und dabei von einem kühlen Southerly (kommt ungebremst direkt von der Antarktis) unterstützt werden.

Die kalte Wolkenbank vor uns

Der nächste Tag bringt uns über die Berge an die Ostküste. Dabei fahren wir bei wunderbarem Sonnenschein und herrlichen Temperaturen los, doch je näher wir der Küste kommen, desto kühler wird es – die Temperaturen fallen unter 10°C und vor uns tut sich eine Nebelwand auf. Die Kälte kommt vom Meer und auch der Nebel liegt über der Küste und löst sich über Land allmählich auf, wobei er der Luft jede Menge Wärme entzieht.

Erst als wir in die Nähe von Christchurch kommen nimmt die Temperatur zu und die Sonne kann wieder ungehindert niederknallen. Das sage ich, weil ich den Eindruck habe, dass hier der Unterschied zwischen Sonne und Schatten außerordentlich groß ist. Grelles Sonnenlicht wechselt sich mit tiefschwarzem Schatten z.B. unter Bäumen ab. Schlagschatten, an den sich die Augen so schnell nicht adaptieren können.

Hier hilft nur der Tunneltrick, nämlich vor dem Schatten (Tunnel) ein Auge geschlossen halten und erst im Schatten wieder öffnen. Damit ist das Auge bereits an die Dunkelheit angepasst und der Unterschied zwischen hell und dunkel wird nicht mehr so knallig empfunden.

Südlich von Christchurch liegt eine Halbinsel aus felsigem Gebirge, beinahe hätte ich gesagt ein ‚Gebilde‘ aus Lavastein. Es sieht aus, als ob dort zwei Vulkane nebeneinander gewirkt hätten. Beide Vulkane bildeten einen Krater aus und jeder dieser beiden Krater wurden an einer Stelle vom Meer aufgebrochen, so dass sich in deren Kaldera zwei wunderschöne Meeresbucht ausbildet konnten.

Governors Bay

An der am nächsten zu Christchurch gelegenen Governors Bay liegt bei Lyttelton die Anlegestelle für Kreuzfahrschiffe, an der äußeren der beiden Buchten, der Robinsons Bay liegt Akaroa, ein wunderschöner Fremdenverkehrsort – gut für ein Eis und eine Tasse Kaffee.

Doch bevor wir dort ankommen hat Brian noch ein echtes Schmankerl für den ‚europäischen Mopedfahrer‘ ausgesucht. Natürlich fahren wir nicht über die Hauptstraße nach Akaroa – wäre zu trivial.

Goat Trail

Von Lyttelton führt uns die Straße um die nördliche Kaldera herum. Wunderbare Ausblicke auf die Bucht und die sie einhegenden Berge sind ein echtes Erlebnis. Doch in Hays Bay verlässt er die schöne Straße und führt mich steil den Berg hinauf. Bald hört die geteerte Straße auf und wir befinden uns wieder mal auf einer ‚New Zealand Back Country Road‘. Einspurig wird die Gravel Road schnell zum ‚Goat Trail‘, wie Brian sagt. Der Untergrund pure Erde, manchmal in der Mitte eine Grasnabe, das ganze am Berg – rechts geht’s nach oben, links fällt die Wiese bis ins Meer. Hohe Konzentration ist gefragt und keine Bange, wir kommen irgendwann an. Die Strecke führt über drei Bergketten und kommt nach etwa 40 km wieder an der Hauptstraße an, auf der wir dann Akaroa erreichen und an der Strandpromenade in aller Ruhe unser Eis und den Kaffee genießen.

Von Christchurch, das ich zum letzten Mal in 2000 gesehen habe und das seither von zwei sehr schweren Erdbeben niederschmetternd „zerrüttelt“ wurde, sieht heute wie neu aus. Jedes der neuen Gebäude ist so gestaltet, dass es selbst bei heftigsten Erdbeben nicht mehr umfallen oder in sich zusammenbrechen würden. Nur über den Neubau oder Wiederaufbau des einstigen Wahrzeichens, nämlich des Doms, der in der Mitte der Stadt stand kann man sich in der Stadt nicht einigen – zu teuer, zu unnötig, zu viel Aufwand und überhaupt, wie sollte er denn neu aussehen?

Von Christchurch wollen wir über die südlichen Alpen auf die Westseite der Insel queren. Dazu gibt es in dieser Gegend nur einen Weg, den über den Arthur’s Pass ( https://www.newzealand.com/de/feature/national-parks-arthurs-pass/). Er führt auf der Straße von der Ostseite der NZ-Alpen nach Greymouth an der Westküste und parallel dazu fährt auch die legendäre TranzAlpine, ein Zug der international heftig beworben wird.

Die Schraube – mit erstem Pfropfen

In Christchurch sammelt Brian eine Schraube mit dem erst 600 km alten hinteren Reifen auf. ‚Mothership‘ hat natürlich alles an Bord, was dem Loch nur eine kurze Existenz beschert. Doch den Anstieg auf den Arthur’s Pass gehen wir doch ein wenig rasanter an, was den Stopfen wieder aus dem Reifen zieht. Zweiter Versuch auf der Strecke mit Luft aus dem mit an Bord befindlichen Kompressor und schon geht’s weiter – dieser Stopfen sollte für den Rest der Strecke halten, es liegen noch etwa 1000 km vor uns.

Der Kompressor arbeitet gegen den zweiten Stopfen – er hält!!

Übernachtung in Blackball – wie kommt eine Ortschaft zu so einem Namen? Der Ort wurde nach ‚Black Ball Line‘ benannt, eine Eisenbahngesellschaft, die diese Gegend pachtete um dort Kohle abzubauen (siehe: https://de.wikipedia.org/wiki/Blackball_(Neuseeland)). Aus den alten Zeiten stammt auch unser Hotel für die Nacht, das ‚Formerly The Blackball Hilton‘ und so fühlt es sich an, wenn man es betritt und bewohnt. Aus allen Poren atmet es die alten Zeiten.

Formerly Blackball Hilton Hotel

Renovierungen liegen schon lange zurück und keines der Zimmer hat eine Nasszelle, doch Essen und Trinken sind ok und das Publikum sowieso. Die Wirtin ist ein wenig verschlagen, aber an der Westküste gibt es viele ganz besondere Menschen – wenn Ihr versteht, was ich meine.

Das motorradlerische Highlight dieser Reise kommt am nächsten Tag. Auf unserem Weg nach Tākaka an der Golden Bay halten wir in Kaiteriteri, einem sehr beliebten Badeort an der Tasman Bay.

Kaiteriteri – ein Paradies

Von dort führt eine fantastische, sehr kurvenreiche Bergstraße über die fast 1000 m hohen Berge. Von 0m auf 1000 m und wieder hinunter auf 0 m in 26 km, das gleicht einer Achterbahnfahrt, nur ist sie auf dem Moped selber gesteuert.

Tākaka ist ein weiterer Badeort, der allerdings von der typischen Westküsten-Klientel bevorzugt wird – alte und junge Hippies, ein wunderbares Gemisch unterschiedlichster Typen.

Die rote Lady parkt standesgemäß

In der Roots bar gibt es vom offenen Kamin, frisch gezapften Bieren aber auch ‚Piroini 0‘ bis zu gutem NZ-food alles, was ein Mopedfahrer am Abend braucht.

Roots bar

Unser Weg zurück nach Picton, von wo die ‚Interislander‘ uns wieder auf die Nordinsel zurückbringen wird, fahren wir nochmals über eben erwähnten, fantastischen Pass und nehmen dann auch noch den Queen Charlotte Drive, die Straße, die von Havelock bis Picton so gut wie immer dem Verlauf der tief zerklüfteten Küste folgt und somit schon am Morgen ein fahrerisches Highlight abgibt.

Interislander in Picton
Ruhige Seefahrt über die Cook Strait

In gut drei Stunden bringen wir die Cook Strait mit glatter See hinter uns und queren noch einmal den Remutaka Pass und kommen wieder in Martinborough bei Brian und Joanne an.

Blau ist pures Abenteuer auf NZ’s back country roads – vielen Dank Brian

Es bleibt nur ein Abend, um zu packen und mich für die Heimreise vorzubereiten – jedoch nicht ohne mich bei meinen beiden großzügigen und wunderbaren Gastgebern sehr herzlich zu bedanken.

Adlergleich mache ich mich auf den langen Heimweg

Es war ein ganz besonderes Erlebnis zusammen mit Brian das Land zu bereisen, seine/ihre Freunde kennen zu lernen und auch ihre Haustiere, Pepper und Pet, zwei freundliche Hunde und die drei Katzen Fanta und Pink und  … (den Namen hab ich vergessen, denn sie hat sich nicht wirklich an mich gewöhnt). Für alles kann ich nur herzlich Danke sagen und freue mich schon auf ein Wiedersehen auf unserem Kontinent.

Eine Antwort auf „Wieder in NZ – Abenteuer zweiter Teil“

  1. Lieber Paul,
    Ein wunderschöner Bericht über die Südinsel Neuseelands. Mit einem Einheimischen so eine Motorradtour zu machen ist ein einmaliges Erlebnis, abseits der normalen touristischen Straßen.
    Auf jeden Fall hat mich Deine Reise sehr animiert, nochmal nach 2004 eine Neuseeland Reise zu überlegen. Und auch die Kombi mit der Südsee ist eine inspirierende Idee.
    All the best, thanks for being with you
    Wolfgang

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